Mauritius 2015

«Zuerst wurde Mauritius geschaffen, dann das Paradies. Das Paradies jedoch war nur eine Kopie von Mauritius.»

Fäbu und Janine schreiben: Was an diesem oft gehörten Zitat tatsächlich dran ist, wollten wir dieses Jahr selber rausfinden und packten unsere sieben Sachen (Board, Segel, Gabelbaum, Mast, Verlängerung, Trapez und Neopren) und um die Lücken im Boarbag zu stopfen noch ein paar Shorts und Shirts und machten uns Ende August auf den Weg zum Flughafen. Zum Glück liessen wir uns durch Kommentare des Check-In-Personals über unser Gepäck wie „Holy F***! Was ist das denn???“ nicht beirren und sassen schon bald in der A380 via Dubai in Richtung Ziel-Flughafen mit dem unaussprechlichen Namen auf der 2000km2 grossen Insel. Am Flughafen wurden wir von Frederik, einer von Ropsens Fahrer, abgeholt. Auf dem Weg Richtung La Gaulette zeigte er uns, wie man mit dem Linksverkehr, den offensichtlich lebensmüden, in der Strassenmitte genüsslich schlafenden Hunde und den tuckernden, überladenen Zuckerrohrtransportern umgehen musste. Einfach stets in der Mitte bleiben und zwischendurch Slalom fahren war angesagt.

La Gaulette erreichten wir nach etwa einer Stunde fahrt, wo wir bereits von Ropsen, dem ehemaligen Taxifahrer und seit längerem beliebte lokale Touroperator, empfangen und zu unserem Appartement geführt wurden. Alles was es für einen Windsurftrip auf der maskarenischen Insel braucht, kann über ihn zu den besten Preisen organisiert werden: Grosse Pick-Up’s fürs Material, diverse Unterkünfte (vom 1-Zimmer-Studio mit Küche, Bad und Balkon bis hin zu grossen Villen mit Pool für 10 Personen) und lokale Ausflüge für windfreie Tage. Obwohl in La Gaulette selbst nicht gesurft werden kann, ist es das (!) Surferdörfchen der Insel. Da sich am eigentlichen Surfspot, der sich ca. 10min in südwestlicher Richtung befindet, sämtliche 5 bis 6-Stern Bunker angesiedelt haben, residiert fast das gesamte Surfervölkchen in den unzähligen Appartmentes in La Gaulette. Trotzdem wird es kurz nach Sonnenuntergang sehr ruhig in den Strassen und in der etwas verschlafenen Ortschaft findet man lediglich noch 2-3 geöffnete Restaurants welche lokale Spezialitäten aus einer Mischung von kreolischer, indischer und asiatischer Küche anbieten. Tatsächlich hat es aber auch eine Pizzeria dorthin geschafft, welche erstaunlich originalgetreue, leckere italienische Pizzas herzaubert. Nach dem Essen kehrt dann gänzlich Ruhe ein zwischen den Häusern, schliesslich wartet am nächsten Tag erneut Wind und Welle des indischen Ozeans auf die Bewohner.

Der Spot Le Morne Brabant am Fusse des gleichnamigen Berges ist über einen öffentlichen Parkplatz zwischen den imposanten Hotelanlagen erreichbar. Das am Eingang aufgestellte Fahrverbotsschild „only for emergencies“ scheint hier niemand so sehr zu bekümmern. Als Surfer der schon länger nicht mehr auf dem Brett stand, kann dies wohl durchaus als Notfall angeschaut werden. Einmal das Material aufgeriggt und gewassert, ergeben sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, welche den unterschiedlichsten Surfer-Ansprüche genüge leisten. Zur Auswahl stehen ein Freestyle- und mehrere Wave-Reviere. Die je nach Gehzeiten etwa knie- bis schulterhohe Flachwasserzone wird durch ein das gesamte Insel umkreisende Riff vom riesigen Ozean abgeschottet. Der Wind ist konstant und das Wasser flach und unglaublich klar und in postkarten-türkis leuchtend. Ist man jedoch auf der Suche nach einer geeigneten Welle zum abreiten, surft man in Richtung Riff und wählt zwischen den 1m hohen Anfänger-Wellen des Little Reef, den 2-4m hohen Wellen von Chameaux, den mörderischen Brechern mit bis zu doppelter Mastöhe des berüchtigten One-Eye oder den deutlich gemässigteren, etwas langsameren, jedoch genau so hohen Wellen bei Manawa. Leider verhält es sich mit der Wassertiefe von Little Reef bis One-Eye jedoch genau umgekehrt proportional zur Wellenhöhe, sodass im letzteren Revier lediglich sehr gute Wavesurfer und Kenner des Reviers nicht mit Sicherheit mit Material- und Knochenbrüche rechnen müssen. Generell ist das Surfen in den Wellenrevieren etwas anspruchsvoller infolge des inkonstanteren Windes und der reissenden Strömung in Richtung Madagaskar (next stop in 900km) im Channel, der sich in einer Lücke des Riffs befindet. Das vom Strand schon ziemlich weit entfernte Manawa sollte man daher nicht alleine ansteuern auch wenn die Rettungsbootführer äusserst wachsam sind in der Hoffnung ein goldenes Näschen zu verdienen. Ist man nicht kurz vor dem Ertrinken lohnt sich eventuell das Aushandeln des Preises vor dem Abtransport ;).

Fazit: Mauritius ist ein paradiesischer Surfspot den man mindestens einmal besucht haben sollte. Am besten mit einer grösseren Gruppe in einer von Ropsens Villa in La Gaulette. Das Auto gibt’s bei Ropsen direkt an den Flughafen geliefert. Windsurf- (und für die etwas gemässigt fanatischen Windsurfer unbedingt auch Kitesurf-) Material kann man bei Emirates gratis mitnehmen (7kg Handgepäck und 30kg Surfbag bis max 300cm mit Material und Kleider). Material könnte auch vor Ort gemietet werden ist jedoch sehr viel teurer als an anderen Surfspots. Dafür repariert Ohgy, der Rastafari vom Club Mistral, Erinnerungen von unfreiwilligen Kontakten des eigenen Boards mit dem Riff professionell und äusserst preiswert.

Es erstaunt nicht, dass der meistgehörte Satz unter der internationalen Surfcommunity am Surfstrand ist: „Du auch wieder hier?“ „…Ja klar, wie jedes Jahr.“

Hang loose und viel Spass bei der Planung eurer nächsten Surfreise. ;-)

Fabian & Janine Bachmann
September 2016